NEU IM ANGEBOT

BAUSÄTZE TT

Art. 4-23 "Maschinenfabrik"

Art. 4-24 "Fabrikhalle"

BAUSÄTZE H0

Art. 1-152 und 1-153 "Eckhäuser Ostendstraße 19 und 20"

 

 

Das Piratenschiff

Bei der Internetrecherche nach einem Segelboot für ein neues Modellbahnprojekt, stieß ich auf das Piratenschiff von Revell im Maßstab 1:72. Das Schiff erinnerte mich doch stark an die „Black Pearl“ des berühmten Piratencommedian Jack Sparrow aus der allseits bekannten Filmreihe „Fluch der Karibik“, und tatsächlich stellte sich heraus, dass das Modell genau dieses Filmrequisit zum Vorbild hat.

Als Kind wollte ich wie die meisten Jungs in diesem Alter Pirat werden, was mich dazu bewog den Fachhändler meines Vertrauens aufzusuchen, und tatsächlich hatte er einen entsprechenden Bausatz vorrätig. Als guter Kunde ließ er mich den Inhalt der Schachtel ausgiebig begutachten, und weil alles zu meiner Zufriedenheit ausfiel, wechselte der Karton für einen grünen Euroschein den Besitzer.

In Internetforen und auf YouTube gibt es dutzende teils sehr gute Bauberichte über dieses Modell, ich beschränke mich deshalb auf die von mir durchgeführten Änderungen. Leser die sich komplett durch den dreiteiligen Bericht über den Bau meiner Anlage „Hanullingen“ gequält haben, werden es mir sicher danken.

Den Plan, das Modell in ein Diorama einzubetten, gab ich aus Platzgründen gleich wieder auf. Auch der Anspruch ein realistisches Modell eines typischen Piratenschiffs aus der Zeit um 1700 zu bauen scheiterte, weil das Modell wie sein Vorbild im Detail doch zu sehr nach den Vorstellungen Hollywoods designed wurde. Auch der Zeitaufwand sollte sich in Grenzen halten.

Deshalb hielt ich mich beim Bau an die drei goldenen Regeln erfolgreicher Showmodellbauer, als da wären:

1. Die 80/20 Regel. Ein schlauer Manager hatte errechnet, dass bei einem beliebigen Projekt das zu 100% perfekt sein soll, die ersten 80% der Arbeit 20% der Zeit beanspruchen, während für die restlichen 20% dann 80% der Zeit fällig werden. Ich beschloss es bei 80% zu belassen.

2. Lass weg was du nicht darstellen kannst. Der Bausatz ist wirklich gut detailliert, aber bei einigen Teilen stießen die Konstrukteure an materialbedingte Grenzen. Das betraf in erster Linie die Verzurrung der Kanonen auf dem Oberdeck. Es war mir bisher nicht bewusst, mit wie vielen Seilen und Flaschenzügen so ein Schiffsgeschütz gesichert war. Die beiliegenden Teile sind vom Prinzip her richtig, aber doch etwas zu grob und auch nicht vollständig. Ein einfaches Seil musste bei mir genügen, und ich wette dass es Ihnen nicht aufgefallen wäre, hätte ich Sie hier nicht darauf aufmerksam gemacht. Auch die Takelage ist keineswegs vollständig, Filmaufnahmen des modernen Nachbaus einer alten Galeone zeigen eine gigantische Anzahl an Strippen aller Art (man möge mir verzeihen, dass ich nicht immer die korrekten seemännischen Begriffe wähle, hätte ich auch die noch recherchiert, wäre ich vermutlich nie fertig geworden). Der nächste Punkt sind die seltsamen Seile zum öffnen der Stückpforten und die Stangen an denen sie befestigt sind. Auf keinen der im Internet zu findenden Bildern ist auch nur etwas ähnliches zu sehen. Wahrscheinlich ist auch das eine Erfindung aus Hollywood. Also weglassen.

3. If it looks good, it is good. Auf deutsch: wenn es gut aussieht, ist es auch gut. Die wohl wichtigste der drei Regeln. Wie genau so ein Kahn damals im Detail aussah, wissen wohl nur einige wenige Spezialisten. Die Hauptsache ist, dass alles einigermaßen logisch nachvollziehbar ist. Ein gutes Beispiel sind die geschlossenen Stückpforten. Natürlich ist ein mit Kanonen bespicktes Schiffsmodell ein imposanter Anblick, aber ganz bestimmt (ich war damals leider nicht dabei) waren die Pforten die allermeiste Zeit geschlossen. Eine zusätzliche Kanone auf dem Vorderdeck erschien mir aber logisch. Piraten griffen ihre Opfer meist von hinten an um die Gefahr einer Breitseite zu minimieren. Mehr zur Taktik und dem Seeräuberleben kommt dann im zweiten Teil wenn es um die Besatzung geht, vorgreifen muss ich nur in Bezug auf die Beflaggung. Die Abbildung auf dem Bausatzkarton zeigt die berühmten Totenkopfflaggen an allen drei Masten. Das ist nach meiner Kenntnis so nie vorgekommen und macht auch nicht den geringsten Sinn. Kein Piratenkapitän hatte Interesse daran, dass jedes Kriegsschiff seinen Pott auf 10 Seemeilen Entfernung als Piratenschiff identifizieren kann. Die meiste Zeit fuhr das Schiff wohl unter der Flagge eines neutralen oder mit dem potentiellen Opfer befreundeten Landes. Erst kurz vor dem Zusammentreffen der beiden Schiffe wurde die wahre Identität preis gegeben. Ich habe deshalb einen Flaggenmast auf dem Achterdeck hinzugefügt, und nur an dem baumelt der Jolly Roger. Auch hierzu später mehr. Als letzte Ergänzung möchte ich noch die Unterseite des Schiffs erwähnen. Die war die meiste Zeit im Wasser, weswegen sie entsprechend geschützt war, und zwar mit einem Anstrich aus Teer. Trotzdem siedelte sich recht schnell so einiges an Schalengetier an, das ich vor dem Bemalen mit aufgetupfter Spachtelmasse imitiert habe.

Ich habe die Farbgebung des Modells bewusst schlicht gehalten. Zwar wollte ich kein verwahrlostes Wrack darstellen, aber ein wenig abgerockt und düster sollte es schon aussehen. Die oft vergoldeten Verzierungen sind bei mir deshalb schwarz.

Den Namen „Black Swan“ fand ich albern und eines Piraten unwürdig. Ich habe ihn deshalb durch „Medusa“ ersetzt. Statt des Schwans ziert jetzt eine Spur 0 Figur aus meinem Fundus das Schiff als Galionsfigur, ich musste lediglich die Frisur entsprechend anpassen. Der Name passt auch deshalb, weil die meisten Piraten wie die mythologische Medusa am Ende ihren Kopf verloren. Wobei ich davon ausgehe, dass der Kapitän daran wohl als letztes gedacht hat.

 

 

Die Abbildung auf der Bausatzschachtel zeigt die im Text erwähnten historisch nicht korrekten Seile über den Stückpforten.

Auch die Besatzung ist schon vorhanden, hier nur eine kleine Auswahl der Figuren, es sind etwa 40 Stück. Obwohl sie nur wenig größer sind als die gewohnten H0 Figuren, bieten sie doch wesentlich mehr Möglichkeiten bei der Bemalung mit Licht und Schatteneffekten. Sie fertig zu stellen, wird wohl noch dauern.

 

Piratenkapitän Jacques Moineau stammt aus Plaisance in Neufundland, seine Vorfahren arbeiteten sich von einfachen Fischern zu reichen Kaufleuten hoch. Im Gegensatz zu seinen Brüdern die sich vorwiegend am heimischen Herd um die Geschäfte kümmerten, zog er es vor selbst zur See zu fahren. Nachdem Neufundland an die Briten viel und ein Großteil seines Vermögens beschlagnahmt wurde, schwor er Rache. Er kaperte mit einer handvoll Getreuen ein Handelsschiff und machte sich auf in die Karibik um jedes britische Schiff zu kapern das ihm in die Quere kam. Dabei ging er so geschickt vor, dass er schon bald ein großes und stark bewaffnetes Schiff erwerben konnte. Sein Ruf verbreitete sich schnell und so war es kein Wunder, dass sich ihm immer mehr Männer aus allen Herren Ländern anschlossen, die in der Karibik ihr Glück suchten. Sein größter Erfolg war die Gefangennahme des frisch abgelösten Gouverneurs von Jamaika, der gerade dabei war mit seiner Familie und dem gesamten der Bevölkerung abgepressten Vermögens nach England überzusiedeln. Diese Szene habe ich dargestellt. Natürlich ist die Geschichte wie bei mir üblich komplett erstunken und erlogen.

Ursprünglich wollte ich die Figuren sehr aufwändig mit Licht- und Schatteneffekten bemalen, so wie ich es es bei meinen Spur 0 Figuren praktiziere. Den Plan habe ich sehr schnell zu den Akten gelegt, bei weit über 30 Figuren wäre ich vermutlich heute noch nicht fertig. Eine einfache Bemalung mit anschließender dunkelbrauner Lasur musste genügen. Wichtiger als eine perfekte Bemalung schien mir die logisch nachvollziehbare Platzierung der Figuren, die zur dargestellten Szene passt. Aus Betrachterentfernung sind diese winzigen Details sowieso nicht zu erkennen.

Schwieriger als erwartet war das Fotografieren in Nahaufnahme. Die vielen Fäden erschwerten das Fokusieren. Ich hoffe dass es mir trotzdem gelungen ist, einen Eindruck der dargestellten Szene einzufangen.

Es hat mir viel Spaß gemacht einmal etwas anderes als immer nur Eisenbahn zu bauen, das Modell ist ein schöner Blickfang im Wohnzimmerregal geworden.

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