Nach einer Zwangspause wegen eines Umzugs (der den Abriss der Anlage zur Folge gehabt hätte, aber dann doch nicht statt fand) und anschließend sehr wenig Zeit, konnte ich die Weihnachtsfeiertage 2013 endlich wieder zum Bauen nutzen. Das Gleis ist jetzt eingeschottert, die Landschaft modelliert und die Hintergrundkulisse angebracht. Der "Hintergrund Hügelwald" von Auhagen war aber entgegen der Beschreibung im Prospekt nicht matt, sondern glänzend -wenn auch nicht so schlimm wie die bereits verarbeitete Kulisse von Faller. In entsprechende Stücke geschnitten und wie im Abschnitt "Hintergründiges" bereits beschrieben mit Farbe nachbehandelt, bildet er dennoch einen schönen Anlagenhintergrund.
Auch das letzte freie Grundstück im Dorf, schräg gegenüber der Tanke, wurde endlich bebaut. Für den ursprünglich vorgesehenden Bauernhof war der Platz zu knapp, das alternativ vorgesehene Einfamilienhaus (Neubau im Stil der 50er Jahre) hätte ich noch bauen müssen. Dazu hatte ich aber weder Zeit noch Lust. In meinem Fundus befand sich das Fertigmodell "Gasthaus mit Saalanbau" (Art. 1-36), das ein Kunde nach sechs Wochen und zwei Mahnungen zurückgesendet hatte. Probehalber auf den freien Platz gestellt, gefiel es mir dort so gut dass es dort stehen bleiben darf. Der Saalanbau erhielt einen zusätzlichen Vorbau, vor dessen Eingang wird ein großer Biergarten angelegt. Dieses Modell wäre das dritte Wirtshaus im Dorf, was selbst für fränkische Verhältnisse etwas zu viel ist. Aus diesem Grund wurde der Gasthof am Bahnübergang zum einfachen Wohnhaus degradiert. In weiser Voraussicht hatte ich das Wirtshausschild nur mit einem kleinen Stück doppelseitigen Klebeband befestigt. Es lies sich also rückstandslos entfernen und ziert nun das neue Gasthaus.
Links vom Gasthaus schlängelt sich ein Hohlweg ins Tal, drei Fischteiche (im Fränkischen Weiher genannt) und ein Bachlauf bilden den Mittelpunkt des Anlagenteilstücks. Danach steigt das Gelände wieder an.
Das linke Gleisende habe ich mit einer Straßenbrücke weggetarnt, ein Tunnel wäre hier völlig unglaubwürdig gewesen.
Ostern 2014 hatte ich endlich wieder etwas Zeit zum Bauen. Als erstes erhielt die Straße einen Anstrich mit selbst gemischter
Abtönfarbe. Die im Handel erhältlichen Farben (z.b. von Heki) haben mich vom Farbton her allesamt nicht überzeugt. Die Brücke selbst entstand aus H-Profilen die ich auf eine 3mm starke Polystyrol
Platte geklebt habe. Für die Widerlager verwendete ich das bewährte 5mm Styrodur, in das die Fugen eingraviert wurden. Ich wollte die Brücke mit möglichst geringen Zeitaufwand bauen, ohne ein
Fertigprodukt oder einen Bausatz zu verwenden. Ein bißchen Individualität sollte auch hier sein. Als Anregung diente mir eine Zeichnung von Pit-Peg aus einer alten MIBA Anlagen Fiebel. Das Vorbild
der Brücke wurde angenommener Maßen kurz vor Kriegsende zerstört und danach mit einfachen Stahlträgern wieder aufgebaut. Weil es sich hier nur um eine unbedeutende Kreisstraße handelt ist das
Provisorium noch vorhanden, auf die geringe Tragkraft hinweisende Schilder werden noch nachgerüstet. Optisches Highlight der Brücke ist das filigrane Geländer von Weinert, auf den Fotos noch im
unlackierten Zustand. Die recht umfangreiche Packung enthielt noch genügend Bauteile um auch den Bachdurchlass damit auszustatten. Auch hier war der Ideenlieferant wieder der geniale Künstler
Norbert-Josef Pitroff aus Pegnitz, viele seiner bekannten Zeichnungen sind nach Vorbildern im Nürnberger Großraum entstanden. Gebaut wurde er (der Durchlass, nicht der Pit-Peg) wieder aus Styrodur.
Der Bach selbst dient in erster Linie zum Be- und Entwässern der drei Fischteiche, auch die provisorische Staustufe dient diesem Zweck, doch dazu später mehr.
Das bereits erwähnte Gasthaus habe ich auf eine Hartfaserplatte geklebt, damit ich es mit samt der Platte leicht entfernen kann, falls ich es später doch noch durch
ein anderes Gebäude ersetzen will. Außerdem kann ich die Ausgestaltung des Biergartens so ganz bequem am Arbeitstisch erledigen. Die Übergänge werden später mit Sträuchern und Buschwerk weggetarnt.
Das Ensemble besteht aus dem Hauptgebäude mit Saalanbau, sowie einen kleinen Nebengebäude. Hierfür habe ich eine meiner Hinterhof-Toiletten (Art. 1-11) mit einem typisch fränkischen Frackdach
ausgestattet. Ein Umbau der schnell erledigt war und kaum Mühe bereitet hat. Umgeben wird es von einer verwitterten Sandsteinmauer aus- man ahnt es schon- Styrodur.
Als letzte „Absperrung“ sei hier noch die Straßenbegrenzung auf Höhe der Tanke erwähnt. Sie war aus zurechtgeschnitzten Styrodurstückchen und 0,3mm Federdraht
schnell gebaut. Unterhalb davon erkennt man bereits meinen ersten Versuch von elektrostatischer Begrünung, der nicht gerade überzeugend ausgefallen ist. Die umgebaute Fliegenklatsche wurde deshalb
inzwischen durch ein besseres Gerät ersetzt. Ein erstes Ergebnis ist auf dem letzten Bild zu sehen, noch ohne Finetuning mit Sträuchern, Unkraut etc.
...drum trinken wir es hier. Der Biergarten gehört zu einer fränkischen Wirtschaft wie der Eifelturm zu Paris. Ebenso obligatorisch ist mindestens ein goßer Baum, meist eine Linde. Hier trifft man
sich bei schönem Wetter zum Frühschoppen am Sonntag oder zum verdienten Feierabendbier. Dass es dabei nicht bei einem Seidla bleibt, ist bei der guten Qualität des meist hausgebrauten Bieres nicht
verwunderlich.
Wie bereits angekündigt wurde der Übergang der Hartfaserplatte mit großzügig aufgeklebten Stücken HEKI “Blätterflor dunkelgrün” weg getarnt. Feine geätzte Gartenmöbel (der Hersteller ist mir leider
entfallen) und ausgesuchte Figuren von Preiser die aufwändig bemalt wurden bilden das Puplikum. Die Herrschaften haben sich wie es sich für einen Feiertag gehört fein herausgeputzt. Nicht ganz so
fein benehmen sich die bereits sichtlich angetrunkenen Burschen am Biergarten Eingang. Entsprechend unfein werden sie deshalb vom Wirt aufgefordert sofort wieder das Weite zu suchen.
Der Baum im Biergarten ist ein Eigenbau aus Seemos und wird später durch ein größeres Exemplar ersetzt. Positiv verlaufen sind meine Versuche elektostatischer Begrasung. Weil es bereits zigtausend
Berichte zu diesem Thema gibt, spare ich mir die Enzelheiten, auf den letzten vier Fotos kann man das Ergebnis gut erkennen. Was noch fehlt sind die bereits erwähnten Bäume und jede Menge Gebüsch.
Auch die Ufer der Fischweiher werden noch überarbeitet.
...die Bäume. Das klingt banal, ist aber die Arbeit, vor der ich mich am längsten gedrückt hatte. Zum Glück ist die Anzahl der benötigten großen Bäume dank guter Planung gerade noch überschaubar, meine Schätzung belief sich auf ca. 20-30 Stück für den Vordergrund und den Hohlweg. Nicht mit eingerechnet sind kleinere Bäume bis ca. 15cm Höhe und das "Füllmaterial", also die zweite und dritte Baumreihe. Doch dazu später mehr.
Nun stand ich also vor der Aufgabe, eine respektable Anzahl von der Höhe passender Bäume aus dem Ärmel zu schütteln. Ob es sich dabei um Eichen, Buchen, Ulmen, oder was sich sonst noch so in unseren heimischen Wäldern rumtreibt handelt, war mir relativ egal solange es Laubbäume sind. Nadelbäume wie Fichten oder gar Kiefern schieden -obwohl durchaus zum Thema passend- von vorne herein aus. Sie sind entweder nur sehr zeitintensiv herzustellen, oder schweineteuer. Womit wir beim eigentlichen Thema angekommen sind. Wohl dem der ein gut gefülltes Bankkonto sein Eigen nennt, für viel Geld erhält er kleine Kunswerke bei denen jedes Blatt stimmt und die in Relation zum Gebotenen jeden Cent wert sind. In meinem Fall wäre ein guter Tausender fällig gewesen, eine Summe die dann doch deutlich über meinem Budget liegt. Die Alternative auf preisgünstige Fertigbäumchen der großen Hersteller auszuweichen, schied aufgrund der naturgemäß unnatürlichen Erscheinung dieser Massenprodukte aus. Blieb also mal wieder nur der konsequente Selbstbau. Nun bietet das Internet zwar eine Fülle von Anleitungen zum Bau superrealistischer Modellbäume, der angegebene Zeitaufwand von 5-10 Stunden (pro Baum, wohlgemerkt) ließ mich auch diese Möglichkeit schnell zu den Akten legen.
Über die hier beschriebenen Hindernisse war ich mir bereits seit Planungsbeginn der Anlage im Klaren, ohne eine passende Lösung parat zu haben. Wie ein Damoklesschwert hing die ungelöste Baumfrage über der Anlage und die Gefahr wuchs dass es auch diesmal wieder eine Unvollendete bleiben wird. Wenn ich einmal über längere Zeit nicht mehr an einem Projekt gearbeitet habe fällt es mir sehr schwer danach noch weiter zu machen, zumal das nächste Projekt bereits in Planung ist. Ich entschied mich also, auf Bewährtes zurückzugreifen.
Auf dem Dachboden stand ein noch fast voller großer Karton mit Seemoos (Meerschaum), ein Material das sich wie bereits beschrieben hervorragend für den Bau von kleinen Bäumen eignet. Um daraus auch große Bäume zu fertigen, wird im Prinzip nur ein geeigneter Stamm benötigt, an dem die Seemosäste befestigt werden. Schon früher hat sich ein simpler Baumzweig als geeignetes Mittel für diesen Zweck heraus gestellt. Es ist lediglich darauf zu achten, dass der Zweig irgend wie nach Baumstamm aussieht. Er sollte etwa 5-8 cm kürzer sein, als der fertige Modellbaum später hoch ist. Im Zweifel lieber etwas höher als erforderlich, kürzen kann man später immer noch. Darüber wie hoch so ein Modellbaum zu sein hat, wird unter Modellbahnern oft leidenschaftlich diskutiert. Meine Meinung ist: hoch, und zwar so hoch wie optisch gerade noch vertretbar. Wo hier die Obergrenze ist hängt von der Größe der Anlage, der Baugröße (H0, TT etc.) und vom gewählten Thema, bzw. dem Umfeld ab. Eine ausgewachsene Eiche wäre in H0 etwa 35 bis 40cm groß. Auf meiner Anlage würden solche Giganten -obwohl durchaus realistisch- den Rest der Anlage optisch schlichtweg erschlagen. 20 bis maximal 25cm haben sich nach einigen Versuchen als optimal heraus gestellt. Im Gegensatz zu Gebäuden wirken auch solche geschrumpften Gewächse keineswegs unrealistisch. Das liegt zum einen daran, dass konkrete Bezugspunkte wie Fenster oder Türen (die auch bei "gevollmerten" Häusern immer maßstäblich groß sein müssen um nicht völlig unglaubwürdig zu wirken) nicht vorhanden sind, zum anderen daran dass auch ein Baumriese in seiner Jugend einmal ein bonsaigroßer Winzling war.
Zurück zur Praxis. In den Baumast wird ein Loch mit ca. 2mm Durchmesser gebohrt. Der eingeklebte Draht sollte etwa 3-4cm aus der Bohrung ragen. Aus einem Seemosknäul werden mit einer Nagelschere die großen geraden Ästchen abgetrennt und beiseite gelegt. Aus ihnen werden später "am Stück" kleinere Bäumchen hergestellt. Das verbliebene Material wird nun nach geeigneten Ästen durchforstet. Aus diesem Fundus wird das jeweils benötigte Teil ausgesucht, probehalber an den Baumrohling gehalten und so lange beschnitten bis es passt. Erst dann wird an der entsprechenden Stelle ein Loch gebohrt. Ich benutze für diese Arbeit Bohrer von 1; 2 und 2,5mm Durchmesser, die ich jeweils in einen alten runden Bleistift geklebt habe. Gesichert werden die eingesteckten Seemoosstücke mit einem Tropfen Sekundenkleber. Und so entsteht Ast für Ast ein Gebilde, dem man bereits ansieht dass aus ihm später ein Modellbaum wird. Jeder für sich ein Unikat. Eine genaue Anleitung wo welcher Ast plaziert wird, kann ich leider nicht geben. Im Zweifel helfen Fotos oder -falls vorhanden- richtige Bäume auf der Straße oder im Garten.
Ist das Werk zur Zufriedenheit ausgefallen, werden die Klebestellen nochmals dick mit Holzleim eingestrichen. Nach dem Trocknen des Leims erhält der komplette Baum einen Grundanstrich aus der Sprühdose. Hier ist darauf zu achten dass der Farbton nicht zu rötlich ausfällt, ein mattes Graubraun wirkt meiner Meinung nach realistischer.
Der nächste Schritt ist das Belauben. Welches Material man hier verwendet ist weitgehend Geschmacksache, hauptsache es passt zum bereits vorher auf der Anlage verwendeten Begrünungsmaterial. Ich habe deshalb wieder das "Laub, mittelgrün" von Noch verwendet, welches mittlerweile endlich auch in gößeren Gebinden zu 100g erhältlich ist. Befestigt wird das Laub mit Sprühkleber. Ich hatte Glück, Sprühkleber war gerade bei einem Discounter im Angebot. Im Gegensatz zu dem von mir früher aus falscher Sparsamkeit für diesen Zweck verwendeten Haarlack genügt einmaliges einnebeln und die Blätter bleiben dran. Zur Sicherheit noch ein leichter Hauch, eventuell ein paar kahle Stellen nachgearbeitet, und der Baum ist grün. Leider bekommt der Stamm auch immer ein paar Blätter ab, was so in der Natur nicht vor kommt. Hier hilft etwas mit dem Pinsel aufgetragene Abtönfarbe.
Mit der gleichen Methode verwandeln sich die am Anfang zurück gelegten größeren Seemoosäste im Handundrehen ebenfalls in Bäume, nur eben etwas kleiner.
Was da nach nur einem Wochenende Arbeit aufgesteckt in einer Styroporplatte vor mir stand sah schon sehr nach Wald aus, und ich konnte es kaum erwarten ihn auf die Anlage zu verpflanzen. Wie berechnet reichten die 14 großen Bäume genau aus um die Anlage damit bis auf Höhe des mittleren Weihers auszustatten. Materialpreis je nach Größe schätzungsweise 2-4 Euro pro Stück bei einem Zeitaufwand von ca. jeweils einer Stunde. Mit den eingeklebten Drahtstücken liesen sie sich fest aber doch leicht entfernbar auf der Anlage befestigen. Auch ein Vorteil des Styropors als Anlagenuntergrund. Etwas verschätzt hatte ich mich bei der Anzahl der kleinen Bäume. Von denen musste ich etwa nocheinmal so viele nachfertigen, was aber in wenigen Stunden erledigt war.
Um den Rest der Anlage mit Grünzeug auszustatten veranschlage ich nocheinmal zwei Wochenenden. In Relation zur bisherigen Bauzeit die ich in die Anlage investiert habe, eine geradezu lächerlich kurze Zeitspanne und ich frage mich warum ich vor dieser keineswegs stressigen Arbeit solchen Bammel hatte. Erwartet hatte ich endlose Abende mit nervtötenden Gepfriemel. Aber so ist das wohl im Leben, hat man sich erst einmal aufgerafft, ist alles halb so schlimm wie befürchtet.
Betrachte ich nun mein Werk, kann ich mit voller Zufriedenheit feststellen dass es mir besser gelungen ist als ich erwartet hatte. Auf den Fotos sieht der nur wenige cm tiefe Wald wirklich echt aus, was auch der Hintergrundkulisse zu verdanken ist, die hier und da noch etwas in der Höhe angepasst wurde.
und es wird gefeiert bis der letzte reiert!"
Der von den bekannten erlanger Spassrockern mit dem leicht unanständigen Bandnamen textlich überarbeitete Gassenhauer von Billy Joel (dessen Opa übrigens Nürnberger war), könnte hier durchaus zutreffen. Wobei zu hoffen ist dass sich das Hinausbefördern des reichlich zum Munde geführten Gerstensaftes durch selbigen in Grenzen hält, und wenn, dann doch erst am späten Abend stattfindet.
Der Schrotmüllers Franz hat jedenfalls Geburtstag und der wird traditionell auf der elterlichen Wiese zelebriert, zu der außer der Feldscheune noch der Weiher mit dem Steg gehört. Sein Vater ist der Besitzer der Tanke im Ort, und weil er keine Landwirtschaft mehr betreibt ist es ihm gleichgültig dass die Wiese nach dem Gelage die nächsten Wochen nicht mehr zur Futterproduktion für das Milchvieh geeignet ist. Er ist überhaupt ein recht großzügiger Mensch, denn er hat seinem Filius zum 18. nicht nur ein kaum 15 Jahre altes Motorrad spendiert, sondern auch gleich noch ein 30er Fässla Bier drauf gelegt. Ruiniert haben ihn diese Geschenke wohl kaum, das Motorrad hat er günstig von einem Bekannten erworben der es damals aus dem Krieg mitgebracht hat. Es wurde in seiner Werkstatt lediglich noch schnell im gerade aktuellen Lindgrün umlackiert. Selbst für das Bier dürfte er kaum etwas bezahlt haben, schließlich ist sein Vetter der Schaidns Karl, dem die Dorfbrauerei gehört. Aber das juckt den Franz in seinem roten Hemd nur wenig, er freut sich über beides.
Während sich die männlichen Gäste nach einer ausgiebigen Probefahrt sofort auf das Fass stürzen, halten sich die anwesenden jungen Damen aus leidvoller Erfahrung lieber zurück, denn das süffige Schaidn-Pils entfaltet seine Wirkung erst mit Verzögerung. Statt dessen ziehen es die meisten von ihnen vor das schöne Wetter zum Sonnenbaden zu nutzen. Bei der Gelegenheit kann den Freundinnen dann gleich der heimlich in der Stadt besorgte und von den Eltern als sittenwidrig eingestufte brandaktuelle Bikini-Badeanzug vorgeführt werden, denn es ist ein ungeschriebenes Gesetz dass die Dorfjugend bei solchen Festen nicht von den Eltern belästigt wird. Dieser Brauch wird erst Jahre später von dem Umstand unterminiert, dass sich die Hochzeiten mit wenige Monate darauf folgenden Kindstaufen doch verdächtig gehäuft hatten. Nur leider hatten anscheinend alle Jungmaiden den gleichen Einfall und die erwarteten neidvollen Blicke wegen des dieser Tat zu Grunde liegenden Mutes ob des gewaltigen Skandals beim Entdeckt werden dieses für eine anständige junge Dame ganz und gar nicht schicklichen Gewandes durch einen der ansässigen Honoratioren, fanden nicht statt. Dafür haben die Burschen am nächsten Tag bestimmt nicht nur Kopf- sondern auch Augenschmerzen vom Verdrehen der letzteren, denn auffällig hinglotzen traut sich von ihnen dann doch keiner. Lediglich der Krewitz Gerch hat anscheinend wegen seines zarten Alters noch keine Hemmungen und reißt seiner auf dem Steg liegenden großen Schwester doch glatt hinterrücks das Oberteil von Leib, wohl wissend dass sie ihn wegen ihrer nun frei schwingenden üppigen Oberweite nur schwer einholen und später noch nicht mal bei den Eltern verpfeifen kann. Was muss sie den Bongert auch immer überall hin mitschleppen. Na ja, sind halt Flüchtlingskinder deren Eltern beide in der Stadt arbeiten. Ausgerechnet der wegen seiner Elvistolle und Nietenhosen als halbstark verrufene Hansi Baargelt erbarmt sich ihrer, entreist dem frechen Fratz das delikate Kleidungsstück und überreicht es mit demonstrativ zugekniffenen Augen seiner Besitzerin. Aus Dankbarkeit hat ihn die Leni dann später geheiratet.
Die einzige die diese durch und durch unkeusche Fleischbeschau nicht mitmacht, ist die Moosleitners Marie. Sie hat sich nicht ganz freiwillig im letzten Moment für ein züchtiges Kleidchen entscheiden müssen, was sie aber nicht davon abhält der Burschenschaft unermüdlich kund zu tun, was für ein anständiges Wesen sie doch im Vergleich zu den anderen Schlampen ist. Dabei ist natürlich auch sie heimlich längst im Besitz eines solchen Strandanzugs und hätte ihn auch getragen wenn es die Umstände erlaubt hätten.
Ich könnte stundenlang solche kleinen Anektoten erfinden und bitte um Nachsicht, dass es dabei wenn schon nicht ganz harm- dann dann doch wenigstens weitgehend niveaulos zugeht.
Die modellbauerische Ausführung der Szene ist nicht weiter spektakulär. Die Partygäste wurden aus handelsüblichen Preiser- und Noch Figuren hingepfriemelt, wobei besonders die Damen sich ausgiebigen schönheitschirurgischen Eingriffen im Bereich der geschlechtsspezifischen Extremitäten unterziehen mussten. Hierbei kam nicht das sonst übliche medizinische Silikon zum Einsatz, sondern Clouth Holzpaste aus dem Baumarkt. Einige Details wie der Steg sind selbst gebaut, vieles stammt aus der Restekiste und wurde lediglich hier und da etwas verfeinert.
Das Krad ist ein Wehrmachtsgespann von Preiser und war von Natur aus Afrikagelb. Leider ist mir das bei Zündapp in den 50ern verwendete Lindgrün etwas zu dunkel geraten, was aber nicht weiter tragisch ist, denn in meiner Story wurde das Motorrad ebenfalls erst nachträglich auf "neu" getrimmt -und welcher Hinterhoflackierer findet schon auf Anhieb den passenden Farbton?
Die Feldscheune ist aus meinem Programm (Art. 1-17) und wurde unverändert gebaut. Im offenen Anbau hat der Schrotmüllers Karl zwei PKW über den Krieg retten können. Wegen des augenscheinlich schlechten Zustands hat sich anscheinend noch niemand erbarmt sie wieder herzurichten. Die große Zeit der Scheunenfunde beginnt ja auch erst etwa 20 Jahre später.
Gemeint sind die drei Fischteiche. Der hier beheimatete Karpfen wird wegen seiner Neigung fast alles zu fressen auch Wasserschwein genannt.
Der Aischgrund nordwestlich von Nürnberg ist eines der größten Fischzuchtgebiete Deutschlands. Bereits im 14. Jahrhundert ließen die Bischöfe von Bamberg Fischteiche anlegen um die fleischlose Fastenzeit besser überbrücken zu können. Die beiden größten Vertreter dieser nassen "Schweineställe" werden deshalb noch heute Bischofsweiher genannt.
Der typische fränkische Fischweiher ist flach, schlammig und trüb; Wasserpflanzen wie Seerosen sind eher selten anzutreffen. Zur Karpfenernte im Herbst werden die Weiher abgelassen. Die heutzutage übliche Ablassvorrichtung aus Beton (Mönch genannt) war in den 1950ern noch nicht üblich, das Abflussrohr wurde mit einem Schlegel verschlossen der zum Ablassen entfernt wurde. Das Abfischen des Großen Bischofsweihers lockte in meiner Jugend hunderte Schaulustige an und hatte fast volksfestähnlichen Charakter. Wer sich für das Thema interessiert, dem sei das Buch "Wenn der Karpfen reden könnt..." von Eddi Willert wärmstens empfohlen. Auch das Thema "Feiern" kommt in diesem Buch nicht zu kurz, auch wenn die weiter oben gezeigte Szene nichts damit zu tun hat.
Früher waren die meisten Fischteiche im Aischgrund sogenannte Himmelsweiher, d.h. sie wurden nach dem Ablassen nur von dem im Winter und Frühjahr fallenden Regen neu befüllt. Allenfalls ein nur bei Regenwetter Wasser führender Graben unterstützte diesen Prozess. Die beiden linken Weiher auf meiner Anlage sind solche Himmelsweiher und älter als ihr Kamerad rechts. Der wurde erst später angelegt und erhält sein Wasser im Frühjahr direkt aus dem Bach. Die hierfür benötigte Pumpe wird von einem Traktor angetrieben. In heißen Sommern oder wenn nicht genug Regen gefallen ist, wird auch bei Himmelsweihern mit der Pumpe nachgeholfen. Warum der "Bulldog" dabei stets unbeaufsichtigt blieb, konnte ich nie nachvollziehen aber oft beobachten. Keine Ahnung wie die Bauern das Ding gegen Diebstahl gesichrt hatten.
Das "Wasser" der drei Modellweiher entstand wie bereits weiter oben beschrieben aus Acrylglas, während der Bach lediglich aus mehreren Schichten Klarlack besteht der auf die grünbraune Grundfarbe aufgetragen wurde. Die Acrylglasplatte hatte ich satt mit klarer Fenstermalfarbe eingepinselt um Wellen darzustellen. Hierbei habe ich es anscheinend übertrieben, denn die Wasseroberfläche war für die kleinen Gewässer viel zu unruhig. Also Farbe wieder abziehen und mit Klarlack nochmal die selbe Prozedur. Jetzt ist die Wasseroberfläche wiederum zu glatt. Ich habe es trotzdem so gelassen, mit der Ausrede dass es eben gerade windstill ist. Die Ufer und Dämme erhielten dichten Bewuchs aus "HEKI Blätterflor dunkelgrün". Für das bewusst spärlich eingepflanzte Schilf musste ein breiter Borstenpinsel dran glauben, den ich vorher satt in grüne Acrylfarbe getaucht und gleich wieder ausgewischt hatte. Grün deshalb, weil Schilf erst im Hochsommer seine typisch beige Farbe annimmt. Leider wirkt das bei Tageslicht natürlich aussehende Grün unter Kunstlicht wie ein Fremdkörper, ein Problem das ich schon früher beschrieben hatte. Aber egal, es bleibt so wie es ist.
Der rechte Teich bekam einen Steg spendiert, der dem Teichwirt das Füttern der Karpfen erleichtert. Auf die bei fast allen Anlagen beliebten Gimmicks wie Bootfahrer, Angler und im Wasser plantschende Sommerfrischler habe ich verzichtet. Boote, am Ende sogar mit Segel, wären hier völlig unglaubwürdig. Der Teichbesitzer wäre sicher nicht begeistert, wenn seine Karpfen durch solche Aktivitäten gestört werden, und welcher Idiot macht sich schon die Mühe einen zentnerschweren Kahn an eine Pfütze zu schleppen bei der nach zwei Ruderschlägen bereits das andere Ufer erreicht ist? Die Dorfjugend genießt zwar das Sonnenbad auf dem Steg, hütet sich aber ins Wasser zu steigen. Wenn doch mal ein Städter so dumm sein sollte ins Wasser zu springen, steht ihm selbiges dann zwar bis zum Hals, die Beine stecken aber bis zum Schritt im Schlamm. Besonders angeschmiert ist, wer hier einen Kopfsprung riskiert, was ich auch schon in "echt" beobachten konnte... Auch meine geliebten Angler hätten hier keine Freude, die Karpfen sind Ende Mai kaum größer als 25cm und der Besitzer würde seinen Hund auf sie hetzen, denn bei Fischdiebstahl versteht er keinen Spass.
Alle drei Wassersportarten gleichzeitig auf einem umgerechnet gerade mal 10 mal 10 Meter "großen" Tümpel darzustellen wäre der Gipfel der Ignoranz jeglicher Realität. Selbst wenn es kein Fischzuchtteich wäre, käme kein Angler der noch halbwegs bei Verstand ist auf die absurde Idee seinen Köder neben umherfahrenden Booten und plantschenden Halbstarken ins Wasser zu lassen.
Obwohl dieses Zitat vom Trapper-Toni nicht unbedingt auf eine Modellbahn -die ja angeblich nie fertig wird- zutrifft, erkläre ich mein Werk nun für vollendet.
Wenn ich im Geiste zurückblicke wie vor über vier Jahren alles begann und ich meine damaligen Vorstellungen mit meinem Werk vergleiche, stelle ich zufrieden fest dass es genau so geworden ist wie ich es mir vorgestellt hatte: die Züge rollen durch meine fränkische Heimat, so wie ich es als Kind oft erleben durfte. Auch wenn ich keinen konkreten Plan hatte, mehr wollte ich damals nicht erreichen. Es ist alles da: eine Mühle am Fluss, ein Dorf mit Brauerei, der Wald, eine zünftige Feier und meine geliebten Fischweiher. Lediglich den Zeitpunkt habe ich um etwa 25 Jahre zurück verlegt.
Dem elenden Platzmangel zum Opfer viel allerdings der komplette gegenüber liegende Anlagenteil. Ich hatte eine abzweigende Stichstrecke vorgesehen, die in ein Gewerbegebiet mit vielen Gleisanschlüssen endet. Hiervon ist lediglich ein schmaler frei liegender dreigleisiger Schattenbahnhof übrig geblieben. Rangierbetrieb findet also nicht statt. Zumindest nicht hier, denn dieses Projekt habe ich nicht aufgegeben sondern in den Keller verlegt: die "Rangieranlage" finden Sie links im Menü gleich über "Hanulingen Teil 1".
Begleiten Sie mich also ein (vorerst) letzes Mal bei einem Rundgang durch Franken im Jahr 1959. Leider konnte ich mit meinem doch recht klobigen Fotoapparat nicht alle Bereiche erreichen. Besonders im oberen Bereich des Dorfes ist noch manches zu entdecken. Sobald die technischen Voraussetzungen vorhanden sind, wird die Reise fortgesetzt. Bis dahin: