NEU IM ANGEBOT

BAUSÄTZE TT

Art. 4-23 "Maschinenfabrik"

Art. 4-24 "Fabrikhalle"

BAUSÄTZE H0

Art. 1-151 "Hinterhaus mit Brandmauer"

 

 

GRÄFENSTEIN

“Gräfenstein” ist ein fiktives Kleinstädtchen in Oberfranken am Rand der Fränkischen Schweiz. Schon relativ früh erhielt es einen Bahnanschluss aus der nahen Kreisstadt, aber es häuften sich die Beschwerden, dass die weiter südlich gelege Großstadt nicht direkt erreichbar ist. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis auch dieses Problem gelöst wurde. Ein Zwischenbahnhof etwa auf halben Weg der ursprünglichen Strecke wurde zum Trennungsbahnhof und seit dem ist Gräfenstein von beiden Städten aus mit der Bahn zu erreichen. Der rege Ausflugsverkehr trug schon bald zum Ansteigen der Fahrgastzahlen bei. Wegen der günstigen Verkehrsanbindung siedelten sich rasch einige Gewerbebetriebe an. Ein Kohlenhändler, eine kleine Fabrik und die obligatorische BayWa liesen nicht lage auf sich warten. Sicher haben Sie es längst erkannt: die kleine Geschichte ähnelt der von Gräfenberg, Endpunkt der legendären Seku.

Theoretisches

Ursprünglich wollte ich den Endbahnhof von Gräfenberg auch nachbauen, leider machte mir einmal mehr der leidige Platzmangel einen Strich durch die Rechnung. Mit maßstäblichen Weichen von Weinert wäre er einen guten Meter länger geworden und eine Karikatur mit verkürzten Modellweichen will ich nicht. Doch an denen führt leider kein Weg vorbei. Ich entschied mich deshalb für Weichen von Peco Code 75 und einen anderen Gleisplan, aber auch hier hatte ich kein Glück. Die Ausführung mit nicht polarisierten Herzstück war einfach nicht aufzutreben. Anscheinend können (oder wollen) die EU-Verpisser von der Insel nicht liefern. Für den Durchschnittsmodellbahner wäre das kein Problem, es gibt genug Alternativen, z.B. von Roco oder Tillig, beides hervorragende Produkte. Ich will aber den Verdrahtungsaufwand so gering wie möglich halten, auch auf Weichenantriebe werde ich verzichten. Von Hand gestellte Weichen genügen mir, so wie ich mich kenne werde ich sowieso nicht viel rangiern und die Antriebe hätte die Kosten für das Gleismaterial mal eben fast verdoppelt. Hätte der Platz gereicht, wäre mir der optische Vorteil des Weinert Gleimaterials die erheblich höheren Kosten wert gewesen, auch den hohen Verdrahtungsaufwand hätte ich in Kauf genommen. Die oben erwähnten Peco Weichen haben den Vorteil, dass der Strom immer nur in die Richtung fließt in der die Weiche gestellt ist. So ist auch ohne abschaltbare Gleise oder Digitalisierung der Einsatz von mehreren Loks möglich. Zu warten bis die Peko Weichen wieder erhhältlich sind wollte ich nicht, ich entschied mich deshalb, die Piko-Weichen von der Vorgängeranlage wieder zu verwenden. Leider ist das Schienenprofil unzeitgemäß hoch, aber was solls, wenn schon Kompromisse dann gleich richtig. Hauptsache der Betrieb verläuft reibungslos. Um den Gesamteindruck etwas aufzupolieren, werden die Weichen mit Code 75 Gleisen von Weinert verbunden. Diese Gleise werden auch auf der sichtbaren Strecke zum Schattenbahnhof verwendet. Im Schattenbahnhof greife ich wiederum auf Peco Code 100 Gleismaterial zurück, das ich gebraucht günstig im Netz der Wahrheit ersteigert habe. Wenigstens hier kann ich dann die oben erwähnten Vorteile genießen.

Ein Plan muss her

Der Gleisplan der Anlage ist bewusst simpel gehalten: Schattenbahnhof, darüber der Endbahnhof (der abgebildete Bahnhof ist noch nicht die Endausführung), dazwischen Strecke. Ursprünglich wollte ich den Plan noch einfacher halten und auf die Kehre verzichten. Das wäre aber nur mit extremen Steigungen zu machen gewesen, unter 3,5% ginge nichts, was nicht nur optisch wenig überzeugt sondern auch so manche Lok überfortert hätte. Durch die Kehre komme ich mit 2% aus. Leider hat dieses Konzept auch Nachteile: im Bereich der Kehre komme ich nur sehr schwer an den hinteren Anlagenrand und die Strecken sind optisch "unschön" doch recht nahe beieinander. Aber ich bin sicher, dass mir hier etwas einfällt wenn es an die Landschaftsgestaltung geht. Das Problem der Erreichbarkeit löse ich, indem ich den Bereich der Kehre separat baue und erst nach kompletter Ausgestaltung einfüge (die Kartons auf dem Foto sind Platzhalter für die geplanten Felsen mit Tunnel).

Zur Gleisreinigung und bei Entgleisungen komme ich (wenn auch mit Verrenkungen) später jedenfalls gerade noch ran. Als “Bonbon” ist dafür die sichtbare Strecke fast doppelt so lang.

Der Schattenbahnhof

bietet Platz für fünf Züge und zwei Triebwagen. Die Gleise 1 bis 3 sind für Züge mit Tenderlokomotiven, umgesetzt wird von Hand. Die Gleise 4 und 5 sind für Schlepptenderloks reserviert, umgesetzt wird über die Gleise 6/8. Gleis 6 ist zweigeteilt, der hintere Bereich ist elektisch getrennt, hier kann ein Triebwagen abgestellt werden. Gleis 7 ist ebenfalls für Triebwagen reserviert, eventuell auch für eine kurze Rangiereinheit.

 

Der Landschaftsteil

Den Unterbau für den -ich nenn ihn mal Landschaftsteil- konnte ich von der Vorgängeranlage übernehmen. Ursprünglich wollte ich ihn 10cm tiefer legen, damit der (höher gelegene) Bahnhof etwas unter Augenhöhe liegt. Dann wäre aber der Durchschlupf zum Ausgang arg niedrig ausgefallen. Auch ich werde nicht jünger, und noch tiefer bücken wollte ich mich beim Verlassen des Arbeitszimmers in dem die Anlage steht nicht. Eventuell werde ich ein Podest bauen damit das Rangieren im Bahnhof bequemer wird, doch dazu später mehr.

 

Die Kehre

Wie bereits erwähnt, habe ich die Kehre separat gestaltet damit ich den hinteren Bereich bequem erreichen konnte. Zur Entschärfung der engen Kehre dient ein Felsvorsprung mit einem Kurztunnel. Ursprünglich wollte ich den Berg über den gesamten Kehrbogen legen. Dann wäre der Tunnel aber so lang geworden, dass jede kleine Störung zum echten Problem geworden wäre. Ich habe deshalb den Felsvorsprung etwas größer gemacht als ursprünglich geplant.

Für den Tunnel habe ich aus 2cm starken Styrodur das Lichtraumprofil ausgeschnitten. Die Teile wurden dann dem Gleisradius angepasst mit Distanzstücken aneinander geklebt. Anschließend wurden die Lücken verspachtelt und innen dunkelgrau gestrichen. Die Tunnelportale sind aus 5mm Styrodur in das ich die Fugen mit einem Bleistift eingaviert habe. 

Die für die Felsen verwendete Korkrinde habe ich schon früher bei einigen Dioramen eingesetzt, sie hat sich auch hier wieder bewährt. Viel realistischer bekommt man die zerklüfteten Kalkfelsen der fränkischen Schweiz auch mit Gips nicht hin. Die Lücken habe ich mit Moltofill verspachtelt und farblich angeglichen, das Finetuning erledige ich wenn der Rest der Landschaft fertiggestellt ist.

Terraforming

Was mir überhaupt nicht liegt, ist die offene Rahmenbauweise. Das setzt gründliche Planung voraus, doch dafür reicht meine Fantasie gerade noch bei kleinen Dioramen, und selbst da bevorzuge ich Styropor. Nichts ist ärgerlicher als ein Planungsfehler der zu spät bemerkt wird. An massiven Holzspanten herumsägen ist wesentlich umständlicher als einen Styroporblock mit einem Messer bearbeiten. Die lästigen Krümel nehme ich dafür gerne in Kauf. Preiswerter und leichter ist es außerdem auch. Und so entsteht Schicht für Schicht die Landschaft aus unterschiedlich starken Styroporplatten. Wo steile Hänge notwendig waren, habe ich wieder die bewärten Korkstücke eingebaut. Beim Hang hinter den Brücken (Auhagen und Faller) genügte eine 2cm starke schräg aufgestellte Platte. Auch der Berg über dem Tunnel zum Schattenbahnhof ist nicht massiv, sondern aufgeständert. Hier sagen die Fotos wohl mehr als Worte. Ich möchte den Leser nicht langweilen mit der schon 1000 mal in diversen Publikationen veröffentlichten Aufzählung von banalen Kleinigkeiten wie “der Basaltschotter von Firma A wurde mit Wasser dem 21,8% Leim der Firma P und ein viertel Tropfen Spülmittel zugesetzt wurde befestigt”, sondern mich auf das konzentrieren was meine Anlage von den meisten anderen unterscheidet. So bin ich zum Beispiel bei den Gleistrassen durchaus unkonventionelle Wege gegangen. Im Bereich der Kehre habe ich sie aus einer preisgünstigen Hartfaserplatte ausgeschnitten, die Reste wurden für die geraden Gleisstücke am hinteren Rand verwendet. Im vorderen Bereich kam Trittschallschutz für Laminatböden zum Einsatz (nachfolgend wie bei Hanullingen wieder mit TSS abgekürzt), das ich auch schon bei “Bad Spenzer” verwendet habe. HALT höre ich den Leser rufen, DAS labbrige Zeug für den Gleisunterbau? Als Profimodellbauer schneidet man die Trassen doch aus mindestens 10mm starken Sperrholz? Stimmt, aber das ist mir zu aufwändig und auch viel zu teuer. Unterfüttert und anschließend verspachtelt ist TSS überraschend stabil. Bei “Bad Spenzer” hat es jedenfalls nie Probleme gegeben.

Die Gebäudemodelle

Nicht unwesentlich zum individuellen Erscheinungsbild einer Anlage trägt die Auswahl der Gebäude bei. Erst neulich habe ich am Kiosk ein Sonderheft der MIBA über die Privatanlage eines bekannten Herstellers von hervorragenden Zubehör und Lokomotivbausätzen durchgeblättert. Die Anlage ist ganz ausgezeichnet gestaltet, trotzdem kam mir beim Betrachten nie die berühmte Frage in den Sinn: Vorbild oder Modell? Verräter waren die auf milliarden anderen Anlagen schon gesehenen Großseriengebäudemodelle. Ich verwende deshalb ausschließlich selbstgebaute Einzelanfertigungen oder Modelle aus meinem Programm, und letztere auch nur sehr ungern. Zwar ist deren Produktionszahl bestenfalls im Promillebereich verglichen mit etablierten Großserienherstellern, aber auch sie sind relativ häufig zu sehen. So weit wie bei “Hanullingen", dass ich sämtliche Gebäude einzeln anfertige, wollte ich aber dann doch nicht gehen. Schließlich will ich dieses mal nicht wieder fast 10 Jahre an der Anlage bauen. Wichtig war mir lediglich, dass die Gebäude glaubhaft zur Anlage passen. Und hier muss ich ins Detail gehen. Am liebsten hätte ich wieder eine Dorfszene gestaltet. Geplant war, die Modelle der Vorgängeranlage in neuer Anordnung und angereichert mit ein paar neuen Einzelanfertigungen, wieder zu verwenden. Nun hat die neue Anlage aber im Gegensatz zur alten eine Gleistrasse im Vordergrund und eine zusätzliche hinten. Der Abstand beträgt im Durchschnitt lediglich 50cm, abzüglich des Bahndamms. Die Vorbilder der vorhandenen Bauernhäuser sind aber größtenteils wesentlich älter als die Bahnstrecke und mir ist kein Fall bekannt, dass eine unbedeutende Nebenbahn brutal durch ein gewachsenes Dorf gebaut wurde. Das hätten die Grundstücksbesitzer bestenfalls gegen horrende Entschädigungszahlungen akzeptiert. Auch hätte der Platz nicht zur glaubwürdigen Darstellung ganzer Bauernhöfe gereicht. Ich entschied mich daher für eine bescheidene kleinstädtische Architektur, durchsetzt mit etwas Gewerbe. Samtliche Gebäude sind gedacht erst nach dem Bahnbau Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Es dominieren Wohnhäuser ohne Landwirtschaft, wie sie am Rand von größeren Dörfern oder kleinen Städtchen zu finden waren. Heute sind sie größtenteils durch hässliche Neubauten oder Gewerbegebiete ersetzt worden. Die Tanke, ein Bauernhaus und die Brauerei konnte ich recyceln. Der Rest sind Bausätze aus meinem Programm.

An dieser Stelle muss ich nachholen, was bereits ins erste Kapitel gehört hätte: auch dieses mal “spielt” meine Anlage wieder Ende der 1950er Jahre. Die Gründe für die Epochenwahl habe ich bereits ausführlich in “Hanullingen” beschrieben.

Der grüne Daumen des Herrn B.

fehlt mir leider. Aber der ist auch gar nicht nötig wenn man die Ansprüche nicht allzu hoch ansetzt. Das Gehirn ist in der Lage eine Menge auszugleichen und eine Modellbahn ist immer eine Abstraktion. Viel wichtiger als die penible Ausrichtung jedes einzelnen Grashalms ist die logische Anordnung der Gewächse, ob Gras, Buschwerk oder Bäume. Ich habe schon früher darauf hingewiesen, dass es von Vorteil ist nicht zu viel unterschiedliches Landschaftsbaumateral zu verwenden. Meine Standartausrüstung für eine Sommerlandschaft ist deshalb auch überschaubar: 6mm Grasfasern in Beige und Grün, Naturäste und Seemoos für die Stämme und zum Belauben Blätter von Noch oder Grünig. Für kleinere Büsche und Sträucher hat sich “Blätterflor, Dunkelgrün” von Busch bewährt. Wenn beim Landschaftsbau gepfuscht wurde, deckt das Blätterflor einen gnädigen Mantel des Schweigens über Lücken und Unebenheiten.

Direkt neben Gebäuden oder Felsen und unter Brücken ist die elektrostatische Begrasung kaum möglich. Auch hier kommt Blätterflor zum Einsatz. Wo Buschwerk an solchen Stellen unglaubwürdig ist, helfen Streifen von Grasmatten. Leider hat das Blätterflor einen erheblichen Nachteil: es wird eine ganze Menge davon benötigt, was den Geldbeutel nicht gut tut. Zum Glück gibt es eine preiswerte Alternative, die wieder einmal aus der Not geboren wurde weil mir das Material ausgieng und kurzfristige Abhilfe pandemiebedingt nicht möglich war. Nach einigen Experimenten war der Ausweg schnell gefunden. Die Zutaten die ich vorrätig hatte sind: die in der Verpackung übrig gebliebenen losen Blätter des Blätterflors, Haarspray “Mega Stark” und als Trägermaterial braunes Naturmaterial das ich irgend wann einmal in einem Bastelladen gekauft hatte. Leider ist mir die Originalverpackung abhanden gekommen, ich glaube mich zu erinnern dass es gefärbte Schafwolle ist. Von diesem Gespinst wird ein kleiner Büschel auf die Handfläche gelegt, Haarspray drüber und anschließend gleich mit Blättern berieselt. Letztere waren dann doch schnell verbraucht, aber ich hatte noch eine Packung Noch-Blätter, mit denen es auch geht. Das Ergebnis ist vom originalen Blätterflor nicht zu unterscheiden. Fehlt nur noch fein gesiebter Sand unterschiedlicher Färbung und feine Schaumstoffflocken im gleichen Farbton wie die grünen Grasfasern.

Grün wirkt (Tarnen und Täuschen)

Den Anspruch “Wie mit dem Spaten aus der Landschaft gestochen” hatte ich bereits nach Abschluss der Planung ad acta gelegt. Zwei weitgehend parallel verlaufende Bahnstrecken sind doch erher selten anzutreffen. Es galt also die hintere Strecke so zu tarnen, dass die Trasse auf Betrachterhöhe zwar weitgehend verdeckt ist, die Züge aber noch gut zu sehen sind. Eine relativ niedrige Reihe Buschwerk erfüllt diesen Zweck ganz ausgezeichnet, wie auf den Bildern gut zu erkennen ist. Natürlich darf sie nicht zu hoch geraten, die Züge sollen schließlich gut zu sehen sein.

Im Bereich der Kehre hat die Feldscheune von der Vorgängeranlage ein neues Zuhause gefunden und wurde auch prompt von der Dorfjugend beschlagnahmt. Sie ist so plaziert, dass die schattenspendenden hohen Bäume nicht den Blick auf die Bahnstrecke verdecken. Auch die Kühe sind erfolgreich umgezogen.

Und nun zur Praxis. Als erstes bringe ich eine Schicht Grasfasern (Mix aus Grün und Beige) auf. Am nächsten Tag folgt eine zweite Schicht aus grünen Fasern, die erste Schicht wird nur zu etwa drei Viertel überdeckt. Dann werden die Büsche geplanzt. Für den Feldweg habe ich die Grasfasern mit einem nassen Pinsel wieder entfernt und feinen Sand in unterschiedlichen Farben aufgestreut.

Dünne Streifen einer Grasmatte machen sich gut an Zäunen und Hauswänden, unter den Brücken kommt auch schon mal ein größeres Stück zum Einsatz. Überhaupt rate ich dazu nicht mit Grünzeug zu sparen, früher wurde der Natur noch wesentlich mehr Raum gelassen. Die Übergänge werden mit fein gesiebten Sand und Schaumstoffflocken angepasst. Sind die Schaumstoffflocken zu grob, was bei mir leider der Fall war, werden auch sie gesiebt. Lose auf die Grasflächen aufgestreut bilden sie Brennesseln und Wiesenkräter glaubhaft nach. Es sollte hier aber nicht übertrieben werden. Ganz am Schluss werden die hohen Bäume gesetzt, und das war es auch schon. Ganz wichtig ist nur darauf zu achten, dass jeder gesetzte Busch oder Baum auch seine logische Berechtigung hat, ich kann gar nicht oft genug darauf hinweisen! Nach dem Gießkannenprinzip wahllos verteilt sieht unglaubwürdig aus. Wer diese Regel beachtet, wird unabhängig von den eigenen Fertigkeiten und vom verwendeten Material immer ein gutes Ergebnis erziehlen. Ich glaube das ist das einzige Geheimnis, was die umwerfend guten Anlagen des Josef Brandl von fast allen Nachahmern unterscheidet. Nur bestes und teuerstes Material verwenden reicht eben nicht. Auch aus diesem Grund kommt bei mir nur preiswertes Material zum Einsatz, so gut wie der Herr B. würde ich es auch mit Luxusmaterial nicht hinbekommen. Trotzdem bin ich mit dem erzielten Ergebnis durchaus zufrieden.

(Fast) fertig

Der Landschaftsteil ist mittlerweile soweit fertig, dass ich als nächstes mit dem Bahnhof anfange. Was noch fehlt ist die Ausstattung mit Details und Figuren. Das werde ich aber erst erledigen, wenn auch der Bahnhof und das Verbindungsstück durchgestaltet sind. Entgegen meiner ursprünglichen Prognose habe ich wesentlich weniger Zeit benötigt als veranschlagt, lediglich ein halbes Jahr hat es gedauert. Die 80/20 Regel* hat sich anscheinend wieder als zutreffend erwiesen, denn ich habe es mit der Detaillierung dieses mal nicht übertrieben.

 

*Bei einem beliebigen Projekt mit dem Anspruch 100% perfekt zu sein benötigen die ersten 80% der Arbeit 20% der Zeit, die letzen 20% der Arbeit benötigen 80% der Zeit. 

Der Kohlenhändler

Inzwischen wurde die Garage im Hinterhof der Häuserzeile durch eine Kohlenhandlung ersetzt (der Bausatz Art. 1-124 ist ab sofort erhältlich).

Bis weit in die 1960er Jahre war Kohle die Standardwärmequelle. Die Versorgung auf dem Land übernahmen kleine Händler mit meist nur ein oder zwei offenen Baracken im Hof. Der Händler bezog seine Ware mit dem eigenen Fuhrwerk oder Kleinlaster vom nächstgelegenen Bahnhof. Es ist anzunehmen dass mehrere Händler zusammen einen Güterwagen orderten, falls der Bedarf für einen alleine zu gering war.

Der Bahnhof

Mittlerweile sind die Gleise provisorisch verlegt, an ihrer Anordnung wird sich nichts mehr ändern.

Mit dem freien Vorbild Gräfenberg hat der Bahnhof außer dem EG nun nichts mehr gemeinsam, der Schwerpunkt liegt eindeutig beim Güterverkehr.

Außer dem obligatorischen Güterschuppen gibt es noch die ebenfalls übliche BayWa, dahinter die Güterschuppen einer Spedition und eine Schnapsfabrik. Letztere damit ich auch einmal glaubwürdig einen meiner geliebten Kesselwagen verwenden kann. Die Rampe ist beidseitig angebunden, nicht ganz konventionell, aber mit dieser Lösung bleibt mir mehr Platz für die Schnapsfabrik. Eventuell werde ich im zweigleisigen Lokschuppen eine Rangierlok stationieren, denn es kommt eine stattliche Zahl an Wagen zum Einsatz. Weggefallen ist der geplante Kohlenhändler, der (ohne Gleisanschluss) in den Landschaftsteil umgezogen ist.

Bahnsteig und Laderampe

Auf einem Foto das ich 1997 gemacht hatte, ist der Bahnsteig von Gräfenberg gut zu erkennen. Ihn nachzubauen war relativ einfach. Die Bahnsteigkante besteht aus eingegrabenen Stahlträgern (eventuell sind es auch alte Schienen, das kann man auf dem Foto leider nicht erkennen), dazwischen befinden sich Betonplatten. 1,5mm Polystyrol mit aufgeklebten 0,5mm Steifen bildet die Kante glaubwürdig nach, ich wollte es hier nicht übertreiben. Die Oberfläche scheint lediglich aus Sand bzw. feinen Kies zu bestehen. Der Zwischenbahnsteig fällt nach hinten etwas ab. Eine passend zurechtgeschnittene 1mm Polystyrolpatte habe ich entsprechend leicht geneigt aufgeklebt. Der Hausbahnsteig ist waagrecht, hier kam eine Styrodurplatte zum Ensatz in die das EG eingepasst wurde. Bemalt wird das Ganze erst wenn der restliche Bahnhofsbereich fertiggestaltet ist.

Die Rampe hat einen Styroporkern auf den zurecht geschnittener TSS geklebt wurde, so ensteht eine harmonische Ausrundung der Auffahrten. Die Mauern sind Streifen einer Auhagen Mauerplatte der ich mit Spachtel unregelmäßigen Putz verpasst habe, die Kanten sind 2,5mm Profile von Evergreen. Dieses Bruchsteinmauerwerk bildet übrigens auch vorzügliches Kopfsteinpflaster nach, die Staße im Landschaftsbereich besteht aus solchen Platten. Für die Laderampe war mir das aber zu grob, ich entschied mich die auch schon für den Hof der Schreinerei verwendeten Prägepappen (Spur N) von Vollmer auch hier einzusetzen. Das Ergebnis ist nicht 100% perfekt, die Alternative wäre gewesen das Pflaster Stein für Stein selbst zu gravieren. Die Arbeit wollte ich mir aber sparen. Versuche mit Pflasterplatten aus Polystyrol brachten auch kein besseres Ergebnis. Zum einen waren die Stoßkanten deutlich sichtbar und für die Ausrundungen an den Auffahrten sind die Platten zu unflexibel. Ich denke hier einen guten Kompromiss gefunden zu haben.

Kulissenschieberei

Die Hintergrundkulisse ist genauso wichtig wie die dreidimensionale Ausstattung der Anlage. Bei besonders schmalen Anlagen oder Dioramen kann sie sogar der alles entscheidende Faktor sein. Sie kann die Wirkung enorm verbessern - oder auch komplett zerstören. Wohl dem der eine gut gefüllte Hobbykasse zur Verfügung hat, es gibt einige Anbieter die sich darauf spezialisiert haben Hintergrundkulissen nach Kundenwunsch anzufertigen. Das hat natürlich seinen (berechtigten) Preis. Armen Schluckern wie mir bleibt nur die Ware von der Stange. Aber auch hier ist viel möglich, die Kunst besteht lediglich darin die richtigen Produkte auszuwählen und sie nach eigenen Vorstellungen zu kombinieren. Das ist nicht weiter schwer, wenn ein paar Grundsätze beachtet werden. Der erste Schritt ist eine neutrale Grundlage. Bei mir besteht sie aus himmelblau grundierter Feinmakulatur aus dem Baumarkt. Die eigentlichen Motive werden aus Grosserien-Kulissen ausgeschnitten und so kombiniert, dass sie optimal zur Modelllandschaft passen. Meine Kulissen sind von Auhagen, Faller und Gaugemaster aus England. Bei letzterer wurde das sehr spitze Dach der Kirche abgeschnitten und durch ein Ziegeldach ersetzt, das von der Faller Kulisse übrig geblieben war (die Verzerrung auf den Fotos ist fotografisch bedingt, Bilder 1 und 2). Als Ergänzung sind die Ausdrucke von eigenen Fotos eine willkommene Abwechslung. Zum Beispiel habe ich die Burg oberhalb der Bahnhofsgaststätte (Faller) durch einen Fotoausdruck der Burg Colmberg ersetzt, das ich vor einigen Jahren gemacht hatte. (Bilder 3 und 4).

Die einzige Arbeit die etwas künstlerisches Geschick erfordert, ist die Anpassung der Ränder. Rund ausgeschnittene Bäume sehen nicht schön aus. Ich habe sie mit grüner und schwarzer Abtönfarbe angeglichen (Bilder 5 und 6). Was nach diesem Schritt auffällt, ist der unterschiedliche Glanz der Kulissenschnipsel. Von Hochglanz (Gaugemaster) bis Stumpfmatt (Abtönfarbe) ist alles dabei (Bilder 7 bis 9). Aber auch das ist ein lösbares Problem, matter Sprühlack beseitigt die Unterschiede. Hier ist eine hochwertige Atemschutzmaske (nicht die Billigdinger zur Coronavirenabwehr) und gutes Lüften angebracht.

So ganz hundertprozentig zufrieden bin ich mit meinem Werk zwar nicht, aber es ist doch besser geworden als erwartet. Beim Landschaftsteil war es relativ einfach, aber ein Bahnhof der kurz vor dem Anlagenrand endet ist eine echte Herausforderung (Bild 10). Ich werde versuchen den Übergang durch Büsche etc. noch etwas abzumildern, dazu später mehr.

Ausgegrenzt

Wie oben beschrieben kann die Anlagengrenze durch eine geschickt angebrachte Kulisse beträchtlich über den Anlagenrand ausgedehnt werden. Hier ist der optische Brechpunkt immer der Übergang, er fällt beim realen Betrachten noch erheblich mehr auf als auf Fotos. Schon Altmeister wie Wolfgang Borgas wussten da Abhilfe. Am einfachsten gelingt es mit kurz vor dem Anlagenrand angebrachten Zäunen und Büschen. Hier ist lediglich darauf zu achten dass sie nicht sinnlos aus dem Boden wachsen, sondern ihre logische Berechtigung haben. Es kann deshalb nicht jeder Zentimeter Anlagenrand zugepflastert werden, aber das macht nichts, denn das Gehirn lässt sich auch hier täuschen wenn die Lücken so klein wie möglich gehalten werden.

Ich habe Zäune von verschiedenen Herstellern verwendet, auf den Bildern fehlen noch die Büsche.

Fertig! (Na ja, fast...)

Nun ist es also soweit, die Anlage ist weitgehend fertig. Mit etwas über einem halben Jahr Bauzeit ist es dann doch wesentlich schneller gegangen als erwartet. Zur Erinnerung: Für Hanullingen habe ich über fünf Jahre gebraucht, die vier Jahre in denen ich nichts gemacht habe nicht mitgerechnet. Warum ist es diesmal so viel schneller gegangen obwohl die zu gestaltende Fläche fast gleich ist? Ich weiß es selbst nicht genau. Vielleicht weil diesmal keine komplizierten Bauprojekte nötig waren. Wenn ich zurück denke wie lange ich alleine für das Stauwehr auf Hanullingen gebraucht habe... Dann konnte ich auch einige Gebäude übernehmen, auch sind es diesmal bei weiten nicht so viele. Und so läppert sich die Zeitersparnis eben zusammen. Eventuell bin ich auch etwas schneller geworden, vieles das ich bei Hanullingen erst ausprobieren musste ist jetzt fast schon Routine. Als Beispiel sei hier nur der Baumbau genannt.

Und wie geht es weiter? Ein paar Details fehlen noch, vor allem Figuren. Meinen Fundus an fertigen Figuren habe ich ja weitgehend bei Bad Spenzer verbraten. Überhaupt bin ich mit Bad Spenzer nicht so ganz zufrieden. Nicht was die Gestaltung betrifft, die ist mir sehr gut gelungen, aber das mit den Gleiswendeln und dem weit hinten liegenden Schattenbahnhof funktioniert nicht optimal. Doch ich schweife ab, das gehört eigentlich nicht hier her. Ich erwähne das nur, weil ich am überlegen bin Bad Spenzer komplett neu zu bauen (echt jetzt? Ich glaub das überleg ich mir nochmal). Auf jeden Fall kommen hier bei Gräfenstein noch ein paar Specials zur Anlagengestaltung, ich hab mich ja diesmal doch sehr zurückgehalten und nur grob angerissen wie ich die Anlage gestaltet habe. Lasst euch überraschen!

Das Relikt 2.0

Auch der vergammelte Weltkriegpanzer wurde von Hanullingen nach Gräfenstein transplantiert. Die dazugehörige Geschichte musste ich mir natürlich neu zurechtlegen:

Sommer 1959: Spaziergänger entdecken das Relikt, einen Jagdpanzer 38(t) der ehemaligen Deutschen Wehrmacht der anscheinend kurz vor Kriegsende hier sein Zuhause gefunden hat. Die verständigten Behörden ordneten sofort die Rodung der umgebenden Bäume an. Noch am selben Tag beraten die verantwortlichen Herren vor Ort wie die Bergung und ordnungsgemäße Entsorgung vonstatten gehen soll, denn das ausgediente Kriegsgerät ist wegen der Bahnlinie und der tiefen Schlucht nicht gerade optimal erreichbar. Vor Ort sind: der zuständige Polizeibeamte, der Bergungsexperte der Bundeswehr, der Revierförster und der Chef des örtlichen Abschleppdienstes. Schnell war klar dass letzterer hier überflüssig ist, denn ohne schweres Militärgerät ist hier nichts zu machen. Während die beiden Gehilfen des Kommisars und des Oberleutnants noch auf dem Weg von ihren Fahrzeugen zur Bergungsstätte sind, macht sich Revierförster Sepp Kleinlein Gedanken wie er erklären soll dass er das Wrack nicht selbst entdeckt hat, was natürlich längst der Fall war. Nur gemeldet hat er den Fund nicht, und das aus gutem Grund, schließlich hat er das Ding im April 1945 höchstpersönlich hier “geparkt”. Er hatte als Panzerkommandant damals den Auftrag die strategisch wichtige Anhöhe so lange wie möglich vor den anrückenden Amerikanern zu halten. Ein für die letzten Kriegsmonate typisches Himmelfahrtskommando, aber der sichere Heldentod war nicht sein Ding. Dass seine Kameraden ebenso dachten wusste er und so wurde der Panzer notdürftig unbrauchbar gemacht und mit Ästen dem Blick der Eroberer entzogen. Er selbst hat es sich anschließend mit seinen Kameraden für ein paar Wochen in seiner nur ein paar hundert Meter entfernten Jagdhütte gemütlich gemacht und ist dann einfach nach Hause gegangen. Die Entlassungspapiere hat ihm später sein Schwager der Bürgermeister ausgestellt. Und hier lag das Problem. Ihm hatte er nämlich erzählt dass er die Amerikaner heldenhaft bekämpft und sich dann nach Süden zurückgezogen hatte, wo der Panzer dann von einem Tiefflieger getroffen wurde. Welch eine Schande wenn jetzt herauskommt dass er in Wirklichkeit gar kein Held ist. Na ja, er wird es überlebt haben.

Neulich erhielt ich einen Brief von Frau Elke Kleinlein-Schlönzke, der Tochter des inzwischen verstorbenen Oberforstrats Sepp Kleinlein. Sie widerspricht der Behauptung, dass ihr Vater mit seinen Heldentaten geprahlt haben soll aufs Entschiedenste. Ihr Vater war durch seine Kriegserfahrungen zum Pazifisten geworden und hat nie verheimlicht dass er nicht bereit war das Leben seiner Kameraden für den verlorenen Krieg eines verbrecherischen Regimes zu opfern. Die Übermacht der Amerikaner war damals so groß, dass er sie nicht auch nur eine Minute hätte aufhalten können. Sein Zugführer hat es mit seinem Hetzer versucht und wurde augenblicklich von einem Tiefflieger abgeschossen, angeblich gleich neben der Brauerei. Dass das sonst folgende übliche Flächenbombardement ausblieb war reines Glück, die vollständige Zerstörung Gräfensteins wäre sonst beschlossene Sache gewesen. Er sei wegen seiner „Feigheit“ auch lange Zeit verspottet worden. Die angeblichen Heldengeschichten hat ihr Onkel, der Bürgermeister Fritz Hinterfotzinger verbreitet, über seine Gründe kann sie nur spekulieren.

Mich hat dieser Brief sehr berührt, zeigt er doch erstens dass es nicht nur hirnlose Durchhaltefanatiker gegeben hat, und zweitens dass diese noch lange nach Kriegsende als „Verräter“ abgestempelt wurden. Trotzdem wollte ich wissen welche Version denn nun stimmt und habe deshalb das Stadtarchiv von Gräfenstein besucht. Fündig wurde ich im erhalten gebliebenen Nachlass eines ortsansässigen Fotografen. Er hatte die Situation unter Einsatz seines Lebens (mit "Spionen" sind die Sieger damals nicht gerade zimperlich umgegangen) im Bild festgehalten. Die Aufnahmen müssen wohl nach dem Ende der Kampfhandlungen entstanden sein. Sie zeigen eine gigantische Ansammlung von Panzern und Kriegsgerät während einer Marschpause und tatsächlich: der zerstörte Hetzer neben der Brauerei beweist dass es sich wohl so zugetragen hat wie im Brief beschrieben. Die schlechte Bildqualität bitte ich zu entschuldigen.

Den Einmarsch der Amerikaner empfanden einige als Befreiung, andere als Niederlage, die Meisten aber doch zumindest als Erleichterung.

Die Idee für die hier dargestellte Szene kam mir, als mein Freund Jürgen Meyer mit einem Karton Fahrzeugmodelle auftauchte die er vor ca. 20 Jahren gebaut hatte. Von ihm stammen übrigens auch sämtliche Fichten hier und auf „Bad Spenzer“, sowie der Laubbaum auf dem Hof der Schreinerei. Bessere Fichten habe ich bis jetzt noch nie gesehen. Mittlerweile sind die Militärfahrzeuge wieder entfernt und Gräfenstein ins Jahr 1959 zurückgekehrt. Ich habe für die Fotoaufnahmen lediglich die 50er Jahre Autos entfernt. Mir ist bewusst das einige Details für die hier dargestellte Zeit April 1945 historisch nicht korrekt sind, ich denke hier vor allem an den Gasolin-Schriftzug an der Tanke und die zu moderne Fassadenwerbung der Falos-Zigarrenfabrik. Auch ist die Vegetation für April schon etwas zu weit fortgeschritten. Ich wollte es aber nicht übertreiben, schließlich wurde die Szene nur für die Fotoarbeiten erstellt. Auch die auf dem Anschlussgleis der Brauerei abgestellte und mit Tarnnetzen versehene 43er ist wieder in ihren Ursprungszustand zurückversetzt worden.

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